Augen offen - für  draußen - vor meiner / deiner Tür

der Blick über den Tellerrand

 

Die Idee lieferte Heidrun Kastaun, die Ausführung, sprich, den Sprung ins Leben realisierte Hans Peter Schneider. Die Texte entstanden unwissend von beiden Seiten, unabhängig bei der Betrachtung, keine Absprachen, kein Erzählen von HaPe über die Gespräche, die er führte mit diesen Menschen. So gesehen, hat HaPe die Menschen kennen gelernt, teils mit ihnen geredet und alle Fotos gemacht. Heidrun aus ihren Erfahrungen in Hamburg, hat die Bilder interpretiert - aus ihrer  Sichtweise. 

 

 

 

 

 

Texte Heidrun

    

 

 

 

 

 

 

 

Texte HaPe

 

 

Mit einem Klick auf die einzelnen Bilder, können Sie diese vergrößert anschauen.

 

 

 

   Was sehe ich / du / wir? 

 

Sehen wir etwas?

 

 

Was sind das für Menschen, die dort mitten in den Citys im mehr oder wenigen großen Gewühl am Rande der Gehsteige sitzen?

 

Sind diese "Penner" minderwertiger? Sind sie schlecht? Oder haben sie einfach nur Pech im Leben gehabt?

 

 

 

 

Bundeskanzler Gerhard Schröder hat gesagt: ... die faulen Arbeitslosen .....!

 

Wollen wir tauschen? Setzen wir uns gerne hin? Zu Hund und Cola-Büchse. Das Leben kann doch so einfach sein.

 

Wie leicht urteilt man mit einem Honigbrötchen in der Hand, in einer "ordentlichen" Welt. "Gottlob", dass wir nie zu diesen niederen Seelen gehören.

 

 

 

 

 

 

 

Wundervoll ein warmes Dach über dem Kopf. Wundervoll eine Arbeit, bezahlt mit Geld, von dem man leben kann. Mobbing, geschickt ausbootend, Ellenbogen-Wissen zu benutzen. Starke, strauchelnde Gestalten (das wünsch ich ihnen)  jenseits dieser ordentlichen Gesellschaft.

 

Nun, eine allgemein gültige Antwort lässt sich sicher schwer finden. Dennoch, wenn man mit einigen von ihnen ins Gespräch kommt, nicht schnell vorbeihastet, wie es auch auf den Aufnahmen zu sehen ist. 

 

 

Wenn man nicht nur flüchtig von oben herabschaut, so wird man vielleicht erstaunliche Feststellungen machen können: 

 

 

 

 

 

 

Verschwenden wir also keinen Blick in Augen, die unser Leben unsicher machen. Wohl wissend, wir stehen über diesem Individuum. 

 

 

 

 

 

 

Manche von diesen "Aussätzigen" sind intelligent, hochgebildet und besitzen obendrein sehr viel Herz und Gefühl.

 

Obwohl doch offensichtlich auf der unteren Skala in unserer Gesellschaft angesiedelt, sehen sie mehr und weiter, als die Menschen die über ihnen stehen und auf sie herabschauen.

 

 

 

Mehr erlebt und mehr erfahren als mancher "Normalbürger" ist in ihrer jetzigen Lebenslage sämtliche Hektik - die uns andere ja so umtreibt - von ihnen gewichen und sie haben oft gezwungenermaßen Zeit und Muße, um so viele Dinge tiefer und intensiver zu sehen.

 

Es macht nachdenklich und rührt auf eine ganz eigene Art und Weise an, lernt man einige von ihnen, wenn auch nur ganz oberflächlich, kennen. 

 

Sei es die Leute, welche die Zeitung "Hinz und Kunz" für ein paar Groschen verkaufen und sich so, ohne betteln zu müssen, Kleinstbeträge hinzuverdienen.

 

Wer weiß von Hinz und Kunz? Wer ist das, dieses, jenes? Wozu ist das, dieses, jenes?

Lebensbrücke und verzweifelt todesmutiger Kampf gegen das, im Moment von ihm erlebte und gegebene Leben. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sei es der junge Mann mit dem weißen Hund, der sich freut, in vier Wochen wieder eine Arbeit und eine Wohnung zu haben. 

Rezitative an Gerhard Schröder: Soll dieser faule Arbeitslose doch sein Talent nicht an Straßenmalerei verschwenden sondern Geld verdienen mit seiner Kreativität z.B. in einer Firma für Werbung.

 

 

Sei es der Pflastermaler, der ein profundes Wissen über das hat, was er da malt und in Mythologie und Kunstgeschichte höchst bewandert ist.

HALLO!!! Werbefirmen, stellt Ihr diesen Mann ein? Oder passt er nicht zu Euch?

Einige waren auch zu stolz und zu beschämt und wollten sich nicht fotografieren lassen.

 

Nicht schön! Nicht jung! Kein Business! Kein Ego! Warum schaue ich da nicht einfach weg?  

 

 

 

Eine alte Frau - nicht diese - ist da besonders in Erinnerung geblieben. Sie saß essend auf einer Bank und lehnte ein Foto ab! - Sie war stolz darauf, dass sie diese Möglichkeit hatte. Es gab ihr unglaublich viel Menschenwürde. 

 

 

Das gibt's doch nur in Ungarn, nicht in Deutschland! 

Keine Penner! Keine Asozialen! Keine Außenseiter! Und doch voller Kummer, Sorge und Probleme.

 

Was unterscheidet diese von dem nächsten Bild? Es liegen Welten dazwischen und dennoch gibt es Brücken zwischen ihnen.

Und immer wieder die Frage von allen: Warum fotografiert werden? Nicht um Elend und Armut zu zeigen, sondern um nachdenklich zu machen und zu zeigen, dass diese Menschen mindestens so wertvoll sind, wie die "etablierte" Gesellschaft. 

 

 

 

 

Es war keine Aggressivität zu finden, eher mehr und tiefer sehen und erkennen.

Ein Leben. Was für ein Leben? Bitte einmal nicht die Frage, wie viel an eigener Schuld vorhanden ist. Nur hinschauen. 

 

 

 

 

Ein lachend freundlicher Tod.

 

Eine optimistische Traurigkeit. Lebenswille, Lebensmut - Frage: Wie hoch sind die Chancen?

 

Diese Menschen sehen diese Seiten nie. Sehen SIE diese Menschen? 

 

 

 

Welche Chancen gebe ich mir? Welche Chancen gibt mir das Leben? Welche Chancen gebe ich dem anderen neben mir? Gott hat uns Augen zum Sehen gegeben. Was sehen wir? 

 

Den Spiegel hat der Mensch geschaffen. Manchmal eine unheilvolle Erfindung. In der Betrachtung meines eigenen Ichs versunken, fehlt mir der Blick über den Tellerrand.

 

 

 

 

 

Alle Aufnahmen wurden am 30.04.2001 in Hamburgs Einkaufsmeile rund um die Mönckebergstrasse gemacht.

 

 

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 Copyright 05/2001

Fotos:  Hans Peter Schneider

 Texte: Heidrun Kastaun, Hans Peter Schneider